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Predigt zu Trinitatis 15.6.2019

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Thema des Sonntags: Gott ist einer. Und ist zugleich drei: Vater, Sohn und Heiliger Geist.

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!

Liebe Gemeinde,
das Ende einer langen Diskussion steht an.
Viele Argumente wurden ausgetauscht.
Es wurde gestritten und gekämpft.
Die Gräben schienen dabei häufig tief, wirkten oft beinah unüberwindbar.
Sie trennten Regionen, Städte, Dörfer und sogar Familien in verschiedene Lager.
Oft bleiben diese Trennungen lange bestehen.
Aktuelle Beispiele (von Fern nach Nah, räumlich wie zeitlich, sortiert)
Besonders deutlich gesehen haben wir das im Wahlkampf in Amerika, oder etwas näher, beim Brexit.
Jedoch ebenso bei den politischen Diskussionen, die sich in Deutschland derzeit häufig ereignen.
Es werden Parteiungen gebildet. Es wird polarisiert gegen Menschen die anders sind.
Menschen, von denen man mit einmal will, dass sie nicht mehr richtig dazugehören.

Es gibt eine Trennung, ein „Schluss machen“ , eine Beziehung zerbricht über verschiedene Meinungen, über eine oder viele Streitigkeiten.
Dafür gibt es auch in der Geschichte der Kirche viele Beispiele. Die großen Spaltungen der Kirche gehen oft auf Meinungsverschiedenheiten zurück.
So die Trennung zwischen der Orthodoxen und der Katholischen Kirche, aber ebenso in der Reformation die Trennung von Rom, jedoch auch die Spaltungen unter den Protestanten.
Lutheraner, Reformierte, Unierte, die Liste wird noch länger, wenn wir noch die vielen Ab-Spaltungen unter diesen berücksichtigen.
Und sie ließe sich lange fortsetzen.
Egal ob persönlich, politisch oder religiös. Die Unsicherheit wie es weitergeht, vielleicht sogar die Trauer, nach einer solchen Trennung ist dann oft groß.
Ein Abschied steht an. Ein gemeinsamer Weg scheint an ein Ende gekommen, teilweise für Jahrhunderte.

Ähnlich scheint es auch Paulus in dem heutigen Predigttext zu gehen.
Er hat wieder von Streit in der Gemeinde in Korinth gehört. Er versucht aus der Ferne auf diesen Streit Einfluss zu nehmen. Es scheint vieles wieder in Scherben zu liegen.
Er schreibt also einen Brief an die Gemeinden in Korinth.
Kurz anrufen geht zu dieser Zeit noch nicht…

Es sind für ihn wieder ähnliche Baustellen, wie schon das letzte Mal als er der Gemeinde schrieb.
Es gibt Spaltungen, Streit und Zank, Anfeindungen gegen seine Person. Er verteidigt sich in diesem Brief.

Es erinnert mich an eine Zeile aus einem Lied der Sängerin Julie:
„hast Du die Scherben nicht gesehen, auf denen Du weitergehst“.

Kurz: Die Beziehung zwischen der Gemeinde und ihm wirkt zerbrochen.
Es wirkt als läge sie in Scherben.
Auf diesen Scherben geht Paulus im Abschied nun weiter.
Er hat geschrieben, was ihm an Argumenten wichtig ist.
Dieser Text ist Grundlage der heutigen Predigt.
Er steht im 2. Brief des Paulus an die Gemeinde in Korinth in Kapitel 13, Verse 11 bis 13.

Predigttext 2.Korinther 13,11-13
11 Zuletzt, Brüder und Schwestern, freut euch, lasst euch zurechtbringen, lasst euch mahnen, habt einerlei Sinn, haltet Frieden! So wird der Gott der Liebe und des Friedens mit euch sein.
12 Grüßt euch untereinander mit dem heiligen Kuss. Es grüßen euch alle Heiligen.
13 Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!

„Freut euch und lasst euch ermahnen. Lebt in einerlei Sinn, haltet Frieden“.
Das ist schon etwas, das mir doppelt schwer fällt.
Freude ist oft das Letzte, was mir bei einer Zurechtweisung in den Sinn kommt.
Kritik wegschieben, auf Distanz halten, manchmal sich zu versuchen sich selbst rechtfertigen

Vom Leben im „Einerlei Sinn“ ist dann manchmal wenig zu spüren.

Paulus scheint es da ähnlich zu gehen.

12 Kapitel lang hat Paulus hier, im zweiten Brief an die Korinther, leidenschaftlich um die Gemeinde gerungen:
Er hat angemahnt, er hat argumentiert, er hat seine Position ausführlich dargestellt, er hat sich gegen Angriffe verteidigt.
Er sucht die Beziehung zur Gemeinde in Korinth.
Er sucht den Kontakt, auch im Konflikt.

Er spaltet nicht. Er sieht eine Gemeinsamkeit über diesem Ganzen. Es ist mehr das verbindet, als das es trennt.
Dieser Gruß gilt allen, auch seinen Gegnern!

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!

Paulus nimmt hier in seinem Gruß Niemanden aus.

Um in der Symbolik des Liedes zu bleiben, ob es auf Scherben weitergeht oder nicht, ist nicht die Frage, Hauptsache gemeinsam geht es weiter.
Schlußmachen mit dem Konflikt
Er setzt in diesem Briefschluss die Konflikte nicht fort.
Es gibt für ihn ein Schlußmachen mit dem Konflikt, ein Ende für den Konflikt, das nicht das Ende der Gemeinschaft ist.
Er macht das in diesem Gruß deutlich.
Dieser Gruß gilt auch seinen ärgsten Widersachern, ebenso wie denen, die mit ihm einer Meinung sind.
Die Gemeinschaft geht weiter, keiner fällt aus ihr heraus.
Allen spricht der Apostel in seinem Abschlussgruß alle Gaben göttlichen Heils zu:
Gnade, Liebe und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes.

Presbyteriumssitzung als Beispiel
Erleben durfte ich das während meines Studiums einmal in einem Presbyterium.
Dort ging es heiß her.
Es wurde intensiv über ein Thema diskutiert.
Viele gute Argumente für beide Seiten wurden ausgetauscht.
Nach einer Weile, als dann alle Argument ausgetauscht waren, über viele Folgen und Sorgen, aber auch Ängste und Hoffnungen diskutiert wurden, kam es zur Abstimmung.
Es war eine einstimmige Abstimmung.
Viel diskutiert, aber nicht zerstritten.
Es gibt etwas Größeres, etwas wichtigeres, ein gemeinsames Ziel.
Dem hat sich der Streit unterzuordnen
Briefschluss
Der Briefschluss lebt praktisch vor, über alle Konflikte hinaus: Es gibt es eine Gemeinschaft.
Eine Gemeinschaft muss nicht an Konflikten zerbrechen.
Es gibt eine Gemeinsamkeit, die über allen diesen Konflikten steht. Für uns Christen ist das die Gemeinschaft mit unserem Herrn Jesus Christus.
Diese Gemeinsamkeit lässt alle Konflikte als kleiner erscheinen.
Dies verbindet, hinweg über alles was, was wir Menschen als Trennungen aufgebaut haben.
Dies ist nicht zerbrochen und unzerbrechlich.
Dies ist ein Bund der Bestand hat.

13 Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!
Erweiterung der Liebe Gottes-Trinität
Paulus schreibt hier nicht mehr nur „Die Gnade unseren Herrn Jesus Christus“. Dies ist das Ende des 1.Korintherbriefes. Paulus erweitert hier den Schluss um „die Liebe Gottes“ und „die Gemeinschaft des Heiligen Geistes“. Quasi, als ein erfahrungsorientierter Weg zur Trinität.

Die Erfahrung beginnt für Paulus im Judentum seiner Zeit, er erlebt den EINEN Gott.
Er trifft ihn, es wirft ihn buchstäblich aus der Bahn,
in seinem Damsakus-Erlebnis.

Hier erkennt Paulus Jesus als Christus und Sohn Gottes, gleichzeitig erlebt er oft die Fügung und die Hilfe des Heiligen Geistes in Glaubensnot.
Er ist ein Mensch, der im Glauben an den EINEN Gott des Volkes Israels, dessen Eiferer er zu Beginn war, in den Glauben an Gott als Vater, Sohn und Heiliger Geist berufen wurde und gewachsen ist.
Der ein Verhältnis zwischen Sohn, Gott und Heiligem Geist sieht, wie es die Kirche noch für Jahrhunderte, teilweise bis heute, beschäftigen wird. [kurze Pause]
Auswirkungen
Den Segen dieses Gottes, der in der Lage ist allen Streit zu überwinden, und die Gemeinde in Korinth, wie wir aus späteren Briefen wissen, wieder zu vereinen, spricht er den Korinthern zu.
Möge dieser Geist auch mit uns sein, und uns leiten.
Paulus stellt hier die Einheit hier auf Erden in der Gemeinde Christi, der Einheit im Dreieinigen Gott gegenüber. Gott, der uns Vater und Mutter ist, Jesus Christus als Sohn, der Heilige Geist, als Tröster und Beistand. Sie sind drei sind verschieden, ihre Wirkung auf Erden ist je anders, aber sind dennoch eins.
Schön wäre es doch, wenn wir Christinnen und Christen das auch umsetzen könnten.
Verschieden, in manchen Dingen, und doch eins! [kurze Pause]
So schauen wir nun noch einmal auf den Anfang des Predigttextes:

11 [Zuletzt, Brüder und Schwestern,]freut euch, lasst euch zurechtbringen, lasst euch mahnen, habt einerlei Sinn, haltet Frieden! So wird der Gott der Liebe und des Friedens mit euch sein.

Da ist mehr als das Trennende.
Lasst euch ermahnen, das könnte nun heißen, geht im Streit nicht zu weit. Habt einerlei Sinn, das könnte auch bedeuten, habt eins im Sinn gemeinsam:
Unseren Herrn und Heiland Jesus Christus.
Er ist das Haupt der Gemeinde! Wir alle sind seine Gemeinde.

Modern gesprochen könnte man auch sagen:
„Rauft euch wieder zusammen“.
„Sucht das Gemeinsame und geht friedlich mit einander um.“
So wird Gott seinen Teil zum Gelingen dazugeben.

Am Anfang hörten wir I.F. Taufspruch aus dem Brief des Paulus an die Römer 12,21: Lasst euch nicht vom Bösen besiegen, sondern besiegt das Böse mit dem Guten.
Was ist Böser als Streit und Trennung zwischen den Einzelnen Christen, jedoch noch ärger zwischen den christlichen Konfessionen?
Was ist nötiger, als diese alten Gräben des Streits endlich zu überwinden?
Was ist besser dazu geeignet, als die gute Botschaft vom Leben Jesu, oder in einem Wort: das Evangelium?
Überwindet die Spaltungen mit dem Evangelium.
Diese Aufgabe lag damals vor Paulus, lag oft vor unseren Kirchenvätern, vor den Reformatoren, und liegt nun vor uns.
Wir sind weltweit eine Christenheit und zur gleichen Zeit aufgerufen, im Vertrauen auf das Wirken des Heiligen Geistes daran arbeiten, dass wo immer wir dies nicht sind, wo wir getrennt sind, wieder werden.
Kanzelsegen: Und die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!
Amen.