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Predigt 1.Mai 2019

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Predigt im Haus am Sähling zum 1. Mai 2019

Kanzelgruss: Gnade seit mit euch und Friede in Fülle!

Liebe Gemeinde, der Mai ist gekommen

nun ist es endlich wieder soweit. (Pause)
„Narzissus und die Tulipan“ – Narzissen und Tulpen: die ersten Frühlingsboten blühen auf.
Die dunkle Jahreszeit ist vorbei. Die Kälte weicht langsam der Wärme.
Eine neue, andere Zeit im Jahr kommt jetzt.
Schon beim Aufwachen werden wir morgens von Wärme, Sonne und Licht geweckt, anstatt von Kälte und Dunkelheit.
Die Natur erwacht in ihrer Pracht neu.
Es ist als erwache das Leben von Neuem.
Die Bäume und Sträucher blühen wieder, das triste grau des Winters verschwindet.
Es wird grün und bunt draußen.
Es ist wie eine kleine Auferstehung aus der Dunkelheit und Kälte des Winters.
Der großen, der einmaligen, Auferstehung, und allem was dahin führt, haben wir dabei vor etwas mehr als einer Woche, an Ostern, gedacht:
Auch unserer heutiger Predigttext nimmt dies Thema auf:

Er steht im 1. Brief des Petrus, im ersten Kapitel:

Gelobt sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus.
In seiner großen Barmherzigkeit hat er uns neu geboren.
Durch die Auferweckung von Jesus Christus aus dem Tod
hat er uns eine lebendige Hoffnung geschenkt.

Es ist die Hoffnung auf ein unvergängliches, reines und unverlierbares Erbe.
Gott hält es im Himmel für euch bereit
und bewahrt euch durch seine Macht.
So erlangt ihr durch den Glauben die Rettung,
die am Ende der Zeit offenbar werden soll.

Darüber könnt ihr euch freuen.
Allerdings müsst ihr nach Gottes Willen jetzt erst einmal eine kurze Zeit leiden.
Denn ihr werdet mehrfach auf die Probe gestellt.

Das dient dazu, dass euer Glaube sich als echt erweist.
Er ist wertvoller als vergängliches Gold,
das im Feuer auf seine Echtheit geprüft wird.
Dafür werdet ihr bei der Offenbarung von Jesus Christus
Lob, Herrlichkeit und Ehre erfahren.

Ihr liebt ihn, obwohl ihr ihn nicht gesehen habt.
Ihr glaubt an ihn, obwohl ihr ihn jetzt nicht seht.
Deshalb könnt ihr jubeln in unaussprechlicher Freude,
die schon von der künftigen Herrlichkeit erfüllt ist.
9 Denn ihr empfangt, was das Ziel eures Glaubens ist:
eure endgültige Rettung.

Diese Worte werden, wie der gesamte Brief, dem Apostel Petrus zugeschrieben.
Als Jünger Jesu, ist er uns bereits bekannt.
Teile seiner Lebens- und Glaubensgeschichte kennen wir, sogar seinen Beruf.
Er ist Fischer. Er wird von seinen Netzen weg berufen und folgt von da an Jesus .

Er bekennt als erster Jünger im Markus-Evangelium, dass Jesus der Christus ist. An ihn geht die Zusage: Du bist der Fels, auf den ich meine Kirche bauen will .

Die berühmtesten Geschichten von ihm sind dabei auch eng mit seinem Scheitern verknüpft.
Dabei denke ich zuerst an den Seewandel .
Petrus blüht zuerst im Glauben auf:
Im Sturm traut er sich beinah unendlich viel zu. Er tritt aus dem Boot heraus. Er geht buchstäblich über das Wasser. Sein Glaube blüht auf. Sein Glaube trägt ihn zunächst.
Er blüht, wie die Tulpe, die sie nun in Händen halten.
Doch dann beginnt er zu zweifeln. Auf dem See überkommt ihn angesichts der großen Wellen und des Sturm auch eine große Welle der Angst. Ebenso schnell wie die Tulpe, ist sein Glaube auch scheinbar ebenfalls verblüht.

Jesus hilf mir, damit ich nicht versinke, ruft er,
und Jesus ist zur Stelle. Er zieht den scheinbar Ertrinkenden aus dem Wasser.
Jesus greift sichtbar ein.
Ein ähnliches Bild zeigt Petrus uns auch kurz nach Jesu Verhaftung. Wo vorher Petrus Glaube noch blüht: Er versichert: „Niemals werde ich dich verleugnen“.
Aber die Wellen der Angst und des Scheiterns treffen Petrus erneut.
Bereits kurz nach Jesu Verhaftung, verleugnet er ihn.
Er schwört sogar, von diesem Menschen noch nie gehört zu haben.
Dieses Mal, so scheint es, geht er mit seinem Glauben gänzlich unter.
Er leugnet, er hat Angst, die ihn wie eine Welle erneut überschwemmt.
Hätte Gott, hätte Jesus, ihn an diesem Punkt verworfen, ihn in seinen Schwächen nicht gerettet, am See , sowie bei der Verleugnung , es hätte viel gefehlt. Manchmal braucht es eine zweite Chance, eine dritte Chance, damit Dinge wachsen können.

Denn Petrus ist, so kennen wir ihn, ein starker Zeuge im Glauben!
Er ist aber auch ebenso ein Mensch, der im Zweifel ist.
Ein Mensch, der in der Anfechtung versagt.
Ein Mensch, der sogar leugnet, Jesus jemals gekannt zu haben, als er erlebt, wie dieser verhaftet, abgeurteilt und gefoltert wird.
Auch Petrus hat Angst um sein Leben, wird es ihm genauso gehen, wenn er sich zu Jesus bekennt? Wird dieser Jesus, den er als Christus erkannt ihn, ihn letztlich doch mit in den Tod reißen? Trägt dieser Glaube doch nicht?

Er hat die Erfahrung der Blüte des Glaubens gemacht, ebenso wie die des abgrundtiefen Versagens quasi im verblühten Glauben.
Aus beiden scheint er gelernt zu haben. Er lobt für das, was er gelernt hat Gott.

Daher schreibt er:
Gelobt sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus.
In seiner großen Barmherzigkeit hat er uns neu geboren.
Durch die Auferweckung von Jesus Christus aus dem Tod
hat er uns eine lebendige Hoffnung geschenkt.

Er erkennt dabei auch seine Grenzen.
Diese hat er schmerzlich erfahren.
Er ist im Glauben gescheitert.
Er hat dabei gelernt, dass es nicht unsere Werke sind, nicht unsere Stärke.
Es ist allein Gottes Barmherzigkeit, die uns neues Leben schenkt, die uns durch die Auferstehung Jesu Christi eine lebendige Hoffnung schenkt.
Es ist, wie Petrus schreibt,
4 die Hoffnung auf ein unvergängliches, reines und unverlierbares Erbe.
Gott hält es im Himmel für euch bereit und bewahrt euch durch seine Macht.
So erlangt ihr durch den Glauben die Rettung, die am Ende der Zeit offenbar werden soll.

Eine Hoffnung, die unzerstörbar ist. Selbst unser Versagen, kann Gottes Werk nicht zunichtemachen.

Wir lesen hier konzentriert, in diesem kurzen Briefabschnitt, was Petrus in seinem Leben erfahren hat:
Gottes Zusage ist unzerbrechlich.
Selbst über das Verleugnen des Glaubens hinaus.
Die Kraft Gottes bewahrt Petrus im Glauben.
Petrus erkennt, dass er das nicht von sich aus kann.
Die Zusage Gottes gilt weiter.
Wir erkennen wieder, womit wir jeden Gottesdienst beginnen.
Gott ist der Herr, der Bund und Treue hält ewiglich und nicht preisgibt das Werk seiner Hände
Die Kraft Gottes bewahrt uns im Glauben.
Bewahren…. das können und das müssen wir nicht aus uns selbst heraus leisten.
Darum leistet Gott selbst es für uns. Das sind fantastische Zusagen.

Überzeugend,
geschrieben von der Hand eines Menschen, der selbst, nachweislich, durch manche Höhe und auch viele Tiefen des Lebens und des Glaubens gegangen ist.
Der dies selbst erfahren hat, der selbst gesehen hat, wie Gott Mensch war, der selbst erlebt hat, wie Gott ihn seine Fehler und sein Scheitern vergeben hat.
Immer wieder aufs Neue! (Blick in die Gemeinde)

Darüber könnt ihr euch freuen.
Allerdings müsst ihr nach Gottes Willen jetzt erst einmaleine kurze Zeit leiden.
Denn ihr werdet mehrfach auf die Probe gestellt.
Das dient dazu, dass euer Glaube sich als echt erweist.

Der Freude über dies Neue, steht auch Leiden entgegen. Eine kurze Zeit des Leidens, denn ihr werdet mehrfach auf die Probe gestellt.

Es gehört zum Leben:
Leiden, Krankheit, Streit in der Familie oder mit Freunden, Zweifel im Glauben. Wie kann Gott so etwas zulassen?
Wie oft stehen wir angesichts des Leids in der Welt fassungslos da?
Wie oft drohen wir an unseren Zweifeln zu zerbrechen, unterzugehen, wie Petrus im See?

Wie oft fühlen wir uns kraft- und hoffnungslos, in der Not?
Manchmal sogar besonders, bevor sie begonnen hat. Die Angst vor einer langen Krankheit, die Angst vor einer Operation, sei es bei uns, oder den Menschen die uns lieb und wichtig sind.

Dietrich Bonhoeffer bringt es auf den Punkt. Er schreibt in seinem Glaubensbekenntnis:
Ich glaube, dass Gott uns in jeder Notlage so viel Widerstandskraft geben will, wie wir brauchen.
Aber er gibt sie nicht im Voraus, damit wir uns nicht auf uns selbst, sondern allein auf ihn verlassen.

Gott weiß um unsere Leiden, er hat sie selbst durchlebt. Er ist Mensch geworden, er hat mit anderen Menschen gelebt und gelitten. Er persönlich ging für uns durch ein Leben als Mensch. Er erlebte für uns, was es heißt Mensch zu sein. Er stellte uns Menschen an die Seite, die uns an ihren Erfahrungen teilhaben lassen.
Ähnlich ist es mit der Tulpe, ein erfahrener und leidenschaftlicher Gärtner wird die Tulpe bei ihrer Blüte begleiten, sie gießen, wenn es zu trocken ist.
So begleitet Gott Petrus, ebenso wie uns alle, in Jesus Christus.
Aber die Tulpe hat auch noch Weiteres mit Petrus gemeinsam. Sie verblüht, sie wird im Garten schon nach recht kurzer Zeit unanschaulich.
Wer sie zu früh abschneidet oder ausreißt und achtlos wegwirft, wenn sie am Schwächsten ist, wie Petrus in seinen Zweifeln, als er im Sturm unterging, oder in seinem Verleugnen,
der vergibt Chance, dass hier erneut etwas aufblüht.

Im nächsten Jahr, kann aus der Zwiebel, die noch im Boden ist, etwas neues Blühen.
Jedoch wie beim Glauben, liegt auch bei der Tulpe das Aufblühen nicht in unserer Hand.

Petrus, der versinkt, aus Angst verleugnet und sogar schwört, noch nie etwas von diesem Jesus von Nazareth gehört zu haben.
Diesen Petrus lässt Gott auch im Glauben wachsen.
Er ist, im Johannes-Evangelium, einer der ersten Zeugen der Osterbotschaft. Er sieht das leere Grab .
Das hat er gewiss nicht erwartet!
Er ist in der Tradition, eine der „Jerusalemer Säulen“ eine Stütze der ersten Gemeinden. Für viele wohl ein Vorbild im Glauben.

Und als solcher schreibt er vom Wert des Glaubens.

Er ist wertvoller als vergängliches Gold, das im Feuer auf seine Echtheit geprüft wird.
Dafür werdet ihr bei der Offenbarung von Jesus Christus Lob, Herrlichkeit und Ehre erfahren.

Am leeren Grab wird es deutlich.
Hier hat es sich offenbart: Christus ist auferstanden, Gott hat ihn auferweckt von den Toten. Der Glaube, an dem Petrus bis eben noch gezweifelt hat, hat sich als wahr erwiesen.
Es ist zugleich unser Glaube.
Er ist mehr wert als Gold. Er hat sich, durch alle Zweifel hindurch, ja, sogar durch den Tod, als trag fest erwiesen. Hier am leeren Grab das erste Mal. Er wird es wieder tun am Ende der Geschichte.
Aus der Hoffnungslosigkeit ist neue Hoffnung geworden. Hoffnung die trägt, damals, wie heute, ebenso wie in Zukunft.
Es wird wieder neue Hoffnung.
Der Herr ist auferstanden, Halleluja.
Er ist wahrhaftig auferstanden, Halleluja!
Amen.