Das erste Mal ein Taufgespräch geführt und dann selber getauft. Es war aufregend. Sowohl für die Familie als auch für mich. Ein paar Dinge sind nicht ganz so optimal gelaufen, z.B. wo zünde ich die Taufkerze an, wenn es keine Oster oder Altarkerze in der Kirche gibt? (Antwort: Am Feuerzeug des Presbyters, naja, schön ist anders)
Hier meine Taufansprache:
Liebe I., liebe Familie, liebe Paten, liebe Gemeinde,
wir wollen Dich mit der Taufe aufnehmen in die Gemeinschaft der Christen, in die Gemeinschaft Jesu Chrisi. Wir erinnern uns dabei auch an unsere eigene Taufe und daran, dass wir ebenfalls Anteil an dieser Gemeinschaft haben und im Bund mit Gott stehen.
Die Taufe begründet die Aufnahme in diesen Bund, dessen Grund Jesus Christi Leben, Sterben und Wiederauferstehung ist.
Die Taufe ist, wie die Beschneidung im Judentum, ein Zeichen der Zugehörigkeit, wenn auch für uns Menschen nicht mit bloßem Auge zu sehen, nachdem sie durchgeführt wurde.
Sie holt Dich, I. unwiederholbar, ein, in die Gemeinde Jesu Christi, die Dich auf Deinem Weg begleiten sollen. Auf einen Weg in den Glauben hinein.
Eltern, Paten, Taufzeugen und die Gemeinde sind Menschen, die Dir auf Deinem Weg helfen sollen.
Als ersten Schritt in diese Richtung, haben Dir Deine Eltern und Paten einen Taufspruch ausgesucht:
„Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.“
Dieser Spruch ist
Evangelium, das heißt, gute Nachricht, in vielerlei Hinsicht. Er
stammt aus dem Brief des Paulus an die Gemeinde in Rom. Er ist ein
kurzer Satz, der eine starke Botschaft, die wir an vielen Stellen in
der Bibel finden, zusammenfasst.
Er wirkt auf mich etwas, wie
eine Wunderwaschlappen, dem man nur Wasser hinzufügen muss, damit er
sich entfaltet. So einen halte ich hier in der Hand. Noch vor wenigen
Momenten sah er so aus wie der, den ich nun Deiner Schwester gebe.
Wie er, ändert
sich auch bei uns Menschen etwas durch die Taufe, nur wirkt in der
Taufe mehr als nur das Wasser.
„Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.“ ist ein Hinweis auf dieses Mehr.
Wie du mir – so ich dir! – dies dürfte ein Prinzip sein, das bestimmt allen hier gut bekannt ist, denn oft verhält man sich so!
Das Prinzip greift im Positiven:
Du hast mir
geholfen, als ich nicht weiterkam, also werde ich versuchen, es ein
anderes Mal wieder gut zu machen und auch Dir helfen.
Ebenso wie
in Negativen. Du hast mir nicht geholfen, oder sogar geschadet.
Ein
Kreislauf aus Gewalt, aus Bösem entsteht.
Bruce Low stellt in
seinem Lied „Die Schöpfung“ treffend fest:
„ Auf
unsrer Welt erschlug bereits der dritte Mensch den Bruder
Und später stand der Menschenhass nur allzu oft am Ruder.“
Gott
muss schützend eingreifen, er sieht auch das Unrecht, er geht daran
nicht wortlos vorüber, aber er grenzt zur gleichen Zeit die Rache
ein.
Kain lebt weiter.
Einige
Zeit später wird ist es wieder an der Zeit Gewalt einzudämmen. Das
Prinzip heißt „Auge um Auge und Zahn um Zahn“. Gemeint
ist, dass für ein verletztes Auge eben ein Ersatz geleistet
wird.
Nicht durch ein weiteres ausgestochenes Auge, sondern
durch eine Entschädigung.
Was würde es dem Geschädigten auch
nützen, wenn noch ein weiterer Mensch sein Auge verlöre.
Vergeltung wird begrenzt.
Gewalt,
die Gegengewalt auslöst. Wo war der Anfang?
Streits die über
Generationen immer weiter eskalieren. Wem nützt es?
Lass
Dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit
dem Guten.
Tue nicht das Böse, denn dann hat es Dich
überwunden, sondern durchbreche den Kreislauf, indem Du Gutes tust.
Überwindet das Böse mit dem guten, mit der Friedfertigkeit des Evangeliums, denn nur so kann es wirklich und nachhaltig durchbrochen werden.
Dieser Satz beschreibt wie Jesus gelebt hat. Dieser Satz könnte vielleicht schon eine Überschrift über sein Leben sein, die Wesentliches zusammenfasst. Jesus hat so gelebt, dass er sich nicht vom Bösen hat beherrschen lassen, sondern so, dass er das Gute dem Bösen entgegengestellt hat.
Ich denke hier an
eine Begegnung Jesu mit Zachäus:
Das übliche wäre es
gewesen, um so einen Steuereintreiber und wohl auch Kleinkriminellen,
der einem das Geld aus der Tasche zieht, einen großen Bogen zu
machen.
Bis zur nächsten Gelegenheit zu nutzen, ihm etwas
auswischen.
Jesus sieht hier jedoch eine Chance.
Lasst
euch nicht vom Bösen überwinden, sondern überwindet das Böse mit
dem Guten.
Er geht auf den Menschen zu, der einen schlechtesten
Ruf hatte.
Dem Bösen begegnet er mit ganz viel Wohlwollen und
Zutrauen, mit Freundlichkeit und Zuwendung.
Ein gemeinsames Mahl
und gemeinsame Gespräche schaffen Annahme und Vertrauen, gegen die
Verurteilungen und Vorurteile der Umwelt.
Sie schaffen einen
Raum, in dem das Gute in dieser Geschichte das Böse überwinden
kann!
Zachäus nutzt diesen Raum, diese Chance für sein Leben,
wird ein Mensch, der bereut und umkehrt.
Ein schönes Beispiel,
das zeigt, wie dieser Satz im Leben eines Menschen wirken kann.
Viel ist erreicht, wenn wir uns durch einen solchen Vers immer wieder daran erinnern lassen: Das Böse mit Gutem zu beantworten, ist oft beinah unglaublich schwer. Ich denke sogar, dass es erst im Glauben wirklich möglich wird. Im Glauben, im Vertrrauen darauf, dass Gott die unheilvollen Verstrickungen in die wir immer wieder in unserem Leben geraten, auflösen kann, wenn wir ihn lassen. Wenn wir unseren Teil versuchen, gibt er den seinen dazu.
Schon durch dieses
Vertrauen, ist viel geändert.
Es ist schon viel, sich
vorstellen zu können, dass sich Böses durch Gutes verändern wird,
und auf diesen Weg zu hoffen.
Es ist aber noch viel mehr,
manchmal das Böse mit Guten zu beantworten und es zu überwinden.
Amen