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Predigt 16.Trinitatis – Erinnerung an Osterfest (15.9.2024)

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Pfarrer: der Herr ist auferstanden

Gemeinde: er ist wahrhaftig auferstanden

Pfarrer: der Herr ist auferstanden

Gemeinde: er ist wahrhaftig auferstanden

Pfarrer: der Herr ist auferstanden

Gemeinde: er ist wahrhaftig auferstanden

Pfarrer: Hallelujah

Liebe Gemeinde,

bei uns ist alle Tage im Jahr Ostern, nur das man nur einmal im Jahr Ostern feiert, schrieb Martin Luthers einst. Daran soll uns, wie wir schon zu Beginn gehört habe, dieser Sonntag erinnern. Er tut dies mit der Evangeliumslesung, der Geschichte von Lazarus, den Jesus aus dem Tod zurück ins Leben ruft. Er tut dies aber ebenso, wenn auch nicht auf den ersten Blick so ersichtlich, unserem heutigen Predigttext, dem Psalm 16. Ein Psalm als Predigttext ist ungewöhnlich. Sind Psalme zunächst ein Gebete und Gesäng, so sind sie vom Inhalt her spannend, denn der Psalter insgesamt, befasst sich mit den Grundfragen des menschlichen Lebens. Er ist eine Textsammlung, die alles, was Menschen über Jahrhunderte in ihrem Leben mit Gott er- und durchlebet haben vor Gott bringen.
Dabei finden Lebensfreude und die Dankbarkeit dafür, ebenso ihren Raum, wie Unsicherheit, Angst, Krankheit, Verlust, Trauer, Verzweiflung bis hin zur Todesnähe. Im Gebet darf, soll, und will Gott mit allen Dingen unseres Lebens angesprochen werden. Dank hat ebenso seinen Platz wie Klage, Gotteslob ebenso wie Anklage Gottes über die Dinge, die man selbst oder andere erleiden. Es ist ein Ort, an dem Platz für unser ganzes Mensch-Sein ist. Platz für unser Leben, mit allen Höhen und Tiefen. Platz für alle unsere Gefühle, egal wie herausfordernd sie seien mögen. Egal, ob wir sie positiv oder negativ einordnen.

Hören wir einmal unseren heutigen Predigttext.

Predigttext:
[1 Ein güldenes Kleinod Davids. Bewahre mich, Gott; denn ich traue auf dich.

2 Ich habe gesagt zu dem HERRN: Du bist ja der Herr! Ich weiß von keinem Gut außer dir.

 3 An den Heiligen, die auf Erden sind, an den Herrlichen hab ich all mein Gefallen.

 4 Aber jene, die einem andern nachlaufen, werden viel Herzeleid haben. Ich will das Blut ihrer Trankopfer nicht opfern noch ihren Namen in meinem Munde führen.]

5 Der HERR ist mein Gut und mein Teil; du hältst mein Los in deinen Händen!

6 Das Los ist mir gefallen auf liebliches Land; mir ist ein schönes Erbteil geworden.

7 Ich lobe den HERRN, der mich beraten hat; auch mahnt mich mein Herz des Nachts.

8 Ich habe den HERRN allezeit vor Augen; er steht mir zur Rechten, so wanke ich nicht.

9 Darum freut sich mein Herz, und meine Seele ist fröhlich; auch mein Leib wird sicher wohnen.

10 Denn du wirst meine Seele nicht dem Tode lassen und nicht zugeben, dass dein Heiliger die Grube sehe.

11 Du tust mir kund den Weg zum Leben: Vor dir ist Freude die Fülle und Wonne zu deiner Rechten ewiglich.

Psalm 16 liefert auf den ersten Blick ein gutes Beispiel dafür, wie König David meint, das Leben gelingen kann: vertraue auf Gott, einzig auf Gott!
Dann wird alles gut. Richte dein ganzes Leben, dein ganzes Vertrauen, alleinig auf Gott!
Er wird Dir helfen. Die Botschaft ist zeitlos. Gleichzeitig merken wir, an der Sprache, an der Symbolik, dass uns viele Jahrhunderte vom Verfasser des Textes trennen, und er sich uns nicht mehr unbedingt so einfach erschließt.

Nachdem sich der Beter aller fremden Götter entledigt hat, erkennt er, dass er auf dem richtigen Weg, die anderen irren.

 5 Der HERR ist mein Gut und mein Teil; du hältst mein Los in deinen Händen!

 6 Das Los ist mir gefallen auf liebliches Land; mir ist ein schönes Erbteil geworden.

Der Beter erinnert sich, an die Geschichte Israels, Gott hat sein Volk auserwählt, und aus Ägypten befreit, durch die Wüste geführt und ihm ein neues Land, eine neue Heimat gegeben. Dabei kam damals, so lesen wir im Buch Josua, Gottes Wille durch das Los zum Tragen. Jedem Stamm wurde eine Region, in der er in Zukunft leben kann, per Los zugewiesen. Der Beter sieht sich als Teil dieser Gemeinschaft, für ihn ist ein Los ein liebliches Land gefallen, dass sein zuhause ist, dass er an seine Kinder wird weitergeben können. Darüber freut er sich. Es geht ihm gut. Er genießt sein Leben, er dankt dafür Gott! Gleichzeitig sagt die Textstelle aber noch viel mehr, nicht nur das Land ist sein „Gut und […] Teil“, sondern Gott selbst ist es.
Gott selbst ist der Raum, Gott selbst eröffnet die Möglichkeiten für ein gelingendes Leben.
Auf dieses Leben und seine Entscheidungen blickt der Beter scheinbar zurück.
Er stellt dabei fest, dass Gott allzeit an seiner Seite war, dass er Gott immer wieder vor Augen hatte, um nicht von seinem Weg abzukommen.

7 Ich lobe den HERRN, der mich beraten hat; auch mahnt mich mein Herz des Nachts.

 8 Ich habe den HERRN allezeit vor Augen; er steht mir zur Rechten, so wanke ich nicht.

Das hebräische Wort „lev“ (לֵב) steht oft für Herz und wird im Alten Testament nicht als Zentrum der Emotionen, wie wir es heute oft verstehen, angesehen, sondern vielmehr des Denkens. Einsicht, Willen und Weisheit sitzen hier. Man ging davon aus, dass das Herz den Charakter einer Person repräsentiert und ihre innersten Gedanken und Entscheidungen beeinflusst. Das Herz des Beters hat die Weisung des Herrn aufgenommen. Es trifft nach ihnen seine Entscheidungen.

Unser Leben ist eine fortwährende Verkettung von Entscheidungen, nicht immer sind sie leicht, nicht immer können wir die Folgen jeder einzelnen Entscheidung abschätzen. Richtige Beratung, sogar Ermahnung, wenn man im Begriff ist auf den falschen Weg zu geraten, ist hier ein Segen. Diesen Segen hat er hier. Er erfreut sich an ihm, und befolgt den Weisungen des Herrn.

Damit steht im Gott selbst zu seiner Rechten, unterstützt ihn von dort.

 9 Darum freut sich mein Herz, und meine Seele ist fröhlich; auch mein Leib wird sicher wohnen.

Als Folge sieht der Beter an, dass er ein glückliches gelingendes Leben führt. Seele und Leib sind glücklich im Leben. Er dankt dafür Gott in den höchsten Tönen. Er dankt dafür, dass einen mit Gott lebt, dass er zu Gott gehört, unverrückbar und unverbrüchlich mit ihm verbunden ist. Ein größeres Glück kann es auf Erden nicht geben. Wenn das Herz, hier als Sitz des Verstandes, und die Seele zufrieden sind, und der Körper auch noch sicher wohnt. Er beschreibt ein gelingendes Leben in fortwährender Gottesnähe, Seele und Leib wohnen sicher.

Nur allzu häufig ist das nicht meine Erfahrung, wie Leben funktioniert. Gottesnähe und Glück stehen nicht immer unbedingt in einem Zusammenhang. Ist mir Gott nahe, bin ich nicht immer glücklich, spüre ich seinen Trost, ist dennoch auf häufig der Grund der Trauer weiter vorhanden. Nur, weil es mir gut geht, fühle ich mich Gott nicht näher, geschweige denn bin ich Gott näher. Und auf keinen Fall gilt, nur weil mir schlimme Dinge widerfahren, bin ich deswegen nicht Gott fern, oder habe ich gar etwas falsch gemacht.
Man kann den Psalm, besonders Anfang, auch andersherum lesen. Nämlich als eine Bitte, die sich als Dank tarnt. Das Fachwort dafür ist proleptischer Dank.

Ein Beispiel dafür wäre, danke, dass sie beim Hinausgehen später alle an die Kollekte gedacht haben werden, denn ich vertraue darauf, dass sie das alle tun werden.
Ebenfalls recht berühmt ist der Ausspruch, danke, dass sie nach dem Gottesdienst alle ihre Handys wieder einschalten. Ich vertraue darauf, dass sie diese nun alle ausgeschaltet haben, oder noch schnell ausschalten.

Dabei beginnt der Psalm 1 Vers mit dem, was eigentlich Glauben bedeutet – Vertrauen.
Der Mensch der hier betet, bekennt, dass er Gott vertraut, keinem anderen. Niemand sonst ist dieses Vertrauen wert. Schau nur auf die anderen, sie laufen anderen nach, und werden leiden. Wir hören das noch einmal kurz in den Worten des Psalms.

2 Ich habe gesagt zu dem HERRN: Du bist ja der Herr! Ich weiß von keinem Gut außer dir.

 3 An den Heiligen, die auf Erden sind, an den Herrlichen hab ich all mein Gefallen.

 4 Aber jene, die einem andern nachlaufen, werden viel Herzeleid haben. Ich will das Blut ihrer Trankopfer nicht opfern noch ihren Namen in meinem Munde führen.]

Ich will auf dem richtigen Weg gehen, ich will das richtige Tun, dann wirst Du mir Gutes tun. Eine Erwartung, ein Vertrauen – schon das Vertrauen ein Lob für das was kommen wird. Das gelingende Leben, dass der Beter hier von Gott erwartet. Es scheint in diesem Fall einzutreten. Aber ist das wirklich alles, um was es dem Beter geht? Er beschreibt einige innige Beziehung zu Gott, der immer bei ihm erst, der ihn durch das Leben geleitet. Aber diese Beziehung ist nur einseitig. Gott antwortet auf Ansprache, wie wir im Psalter sehen, er sucht sie. Da wo wir wortlos sind, da wo wir nicht weiterwissen in unserem Leben, Luther spricht vom Seufzen der Kreatur, gab er uns Worte, die wir nehmen können. Können wir aus einem enormen Erfahrungsschatz schöpfen, wenn wir nicht mehr weiterwissen. Wenn Schmerz und Trauer zu groß sind, dürfen und sollen wir uns sein Wort leihen, um mit ihm zu sprechen. Und dann kommt der Tag, an dem alles vorbei ist?
 10 Denn du wirst meine Seele nicht dem Tode lassen und nicht zugeben, dass dein Heiliger die Grube sehe.

Der Vers wirkt verständlich, es ist einfach, auf den ersten Blick:
unsere Seele wird ewig leben. Damit ist alles gesagt. Nun, nicht ganz. Der Mensch, der dieses Gebet schrieb, nutzte eine andere Sprache, und hatte eine andere Vorstellung von der Welt.
Soweit wir wissen, war ihm die Vorstellung der Trennung von Seele und Leib mindestens nicht so selbstverständlich wie uns. Das Wort, im hebräischen ist Näfäsch. Es ist das Leben, das Atmen, dass uns Menschen ausmacht, das Gott hier bewahrt. Er bewahrt damit den ganzen Menschen, er hält ihn am Leben. Er überlässt ihn der Grube. Wir würde heute sagen, er lässt ihn nicht ins Grab fahren.
Gedacht wurde dies früher wohl oft in Machtbereichen, es gab den Bereich des Heiligen, es gab des Bereich des Lebens, es gab den Bereich der Krankheit und des Todes. Der Beter wählt für sich das Leben, er will immer bei Gott bleiben, und dieser zieht ihn zu sich. Er entlässt ihn nicht in den Machtbereich der Krankheit und des Todes.

 11 Du tust mir kund den Weg zum Leben: Vor dir ist Freude die Fülle und Wonne zu deiner Rechten ewiglich.

Gott selbst schenkt ihm Leben, zeigt ihn den Weg zum Leben, ewiglich. Der Text geht hier nun über das normale Leben hinaus. Das ist endlich.

Man könnte es auch im Kontext der Lazarus-Erzählung aktualisieren. Du rufst mich aus dem Grab zurück ins Leben. Du vergisst mich nicht, Gott, du gibst mich nicht auf, auch wenn alles verloren scheint. Du bist immer bei mir, auch in Krankheit, auch im Tod, auch darüber hinaus.
Die Auferstehung des Lazarus zeigt uns, Gott hat die Macht, Menschen aus dem Tod zurück ins Leben zu rufen. Die Auferstehung Jesu Christi zeigt uns, dass er dies auch tut. Mit Paulus Worten:

1. Korinther 15,14-17
„Wenn aber Christus nicht auferweckt worden ist, so ist unser Predigen vergeblich, so ist auch euer Glaube vergeblich. Ja, wir werden auch als falsche Zeugen Gottes befunden; denn wir haben gegen Gott Zeugnis abgelegt, dass er Christus auferweckt habe, den er nicht auferweckt hat, wenn wirklich die Toten nicht auferweckt werden. Denn wenn die Toten nicht auferweckt werden, so ist auch Christus nicht auferweckt worden. Wenn aber Christus nicht auferweckt worden ist, so ist euer Glaube vergeblich, und ihr seid noch in euren Sünden.“

Wir sehen aber, wir vertrauen darauf, wir wissen darum, dass wir auferweckt werden, und auch wenn wir Tod und Krankheit und viele andere Dinge im Leben erleben und durchleiden, wissen wir, dass wir dabei nicht alleine sind. Gott ist bei uns, Gott wird uns Besserung schenken.
Wir stehen dem entgegen, wir überleben und leben als Gemeinschaft in Jesus Christus. In Christus, der für uns Widerstreit, Sünde und letztlich auch den Tod überwunden hat.
Christus ruft uns ins Leben, in das jetzige irdische Leben, wie in das, dass noch vor uns liegt.

Kurt Rommel, ein evangelischer Theologe, fasst das einmal sehr gut zusammen: „Jesu Auferstehung zeigt, dass Gott Ja zu unserem Sterben sagt, aber Nein zu unserem ewigen Tod. Darum ist Ostern und Freudentag“. Daran wollen wir uns immer erinnern, das ist Aufgabe dieses Sonntags, aber eigentlich auch jedes Gottesdienstes.

Gottes Ja zu uns, zu unserer Existenz, ist unverbrüchlich. Es ist stärker als jede Macht, es vermag uns aus jeder anderen Macht zu erlösen, letztlich sogar aus dem Tod.

„Und der Friede Gottes, der allen Verstand übersteigt, wird eure Herzen und eure Gedanken bewahren in Christus Jesus. Amen

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